Künstlerinnen und Künstler
Natalie Czech Geboren 1976 in Neuss | Lebt und arbeitet in Berlin
Welches lyrische Potential liegt in Zeitschriften und Büchern verborgen? Wie werden Bilder sprachlich und Sprache bildhaft? Solche Fragen nach den Verhältnissen und Wechselwirkungen zwischen Bild und Text bilden zentrale Momente in Natalie Czechs fotografischen Arbeiten der letzten Jahre.
Für ihre 2010 begonnene Werkgruppe „Hidden Poems“ etwa arbeitet Czech mit illustrierten Seiten aus Zeitschriften und Bildbänden, in deren Textpassagen sie einzelne Worte markiert, um die bis dahin verborgene Existenz eines Gedichts aufzudecken und sichtbar zu machen. In dem ursprünglichen, weiterhin lesbaren Text wird ein zweiter Text markiert, ein Gedicht von Schriftstellern und Lyrikern wie unter anderem Robert Creeley, Rolf Dieter Brinkmann oder Robert Lax. Dabei interagieren die Gedichte mit dem Bestehenden, kommentieren und erweitern vorhandene Sinnzusammenhänge, wie das Bild eines beeindruckenden Sonnenuntergangs, dessen übernatürliche Farbigkeit – wie man im Begleittext erfährt – auf einen Nukleartest zurückgeht. Oder Czech setzt ihre Markierungen in Buchseiten zur Appropriation Art, die sich mit der für ihr eigenes Werk relevanten Thematik der Autorenschaft auseinandersetzen. In weiteren Werkgruppen kehrt sie den subjektiven Prozess des Lesens und Findens um und konzentriert sich auf den Möglichkeitsraum des Schreibens: Für die Arbeit „A Small Bouquet by Frank O’Hara“ beauftragte Czech unterschiedliche Autoren, Texte zu verfassen, um in diese die visuelle Struktur eines Bildgedichts einzubetten. Czechs Bild-Text-Kombinationen entfalten ein Netz möglicher Bedeutungen und Lesarten, loten den Raum jenseits von Eindeutigkeit und Linearität aus. Nicht zuletzt suchen Czechs Text-Bilder die poetischen Sensationen im Alltäglichen und weisen damit auf die im Alltag liegende Poesie.
Ausbildung
2000-2005 | Kunstakademie Düsseldorf |
Einzelausstellungen (Auswahl)
2012 | Ludlow 38, New York, USA |
2011 |
A small bouquet, Uqbar, Berlin Galerie Catherine Bastide / Project room, Brüssel, Belgien A small bouquet, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen / Schaufenster Hidden Poems, Kunstverein Langenhagen |
2010 |
Je n’ai rien á dire. Seulement á montrer., Galerie Katharina Bittel, Hamburg Two..., Frac des Pays de la Loire, Salle Jean-François Tadei, Carquefou, Frankreich One, Frac Basse-Normandie, Caen, Frankreich |
2009 | Kunst aus NRW / Ehemalige Reichsabtei Kornelimünster, Aachen |
2008 |
without words would / Peter Mertes Stipendium, Bonner Kunstverein, Bonn Time and Timing, Galerie Katharina Bittel, Hamburg |
2007 | an And and and, Büro DC, Köln |
2006 | Studio Kunsthalle Darmstadt |
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2011 |
Yeni Aya Cevaben / Respondig to the New Moon / Antworten auf den Neumond: Prologue, Galerie Tanja Wagner, Berlin Unheimlich Vertraut - Bilder des Terrors, C/O Berlin Anfang gut. Alles gut. / Beginning good. All good. Kunsthaus Bregenz / KUB Arena, Österreich |
2010 |
Der diskrete Charme des blinden Flecks, Westfälischer Kunstverein, Münster Milk Drop Coronet, Kunsthaus Graz / Camera Austria, Graz, Österreich Ins Blickfeld gerückt, Institut francais, Berlin |
2009 |
Hardly Anything, Upstairs, Berlin Die letzten Dinge, Platform Garanti, Istanbul, Türkei |
2008 |
A Sorry Kind of Wisdom, Perry Rubenstein Gallery, New York, USA Jahresgaben, Kölnischer Kunstverein, Köln; Bonner Kunstverein, Bonn La Filature / Große Erwartungen, Union Gallery, London, Großbritannien |